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Der Blick des Fotografen


Ist sie nicht wunderbar, makellos, perfekt?

Geht es euch auch so, wenn ihr etwas Schönes seht, dann wird die Welt um euch herum plötzlich anders. Euer Herz bricht auf, ihr bekommt ein wohliges, zufriedenes Gefühl und fangt an zu lächeln.

Ich blicke von der Zeitschrift auf in den Spiegel. Rasieren könnte ich mich mal und auch zum Friseur. Ein Muttermal hier, ein abstehendes Haar da und von der Nase wollen wir gar nicht erst reden. Falten habe ich bekommen und schön, nein, schön bin ich nicht. Ich wende mich frustriert vom Spiegel ab und mein Blick bleibt wieder an der Hochglanzbroschüre hängen. Was macht sie so schön / perfekt? Ist es das Make-up oder sind es die Filter die anhand eines Computerprogramms das Gesicht strahlend aussehen lassen?

Oder war es der Fotograf, der aus seiner Perspektive das Außergewöhnliche und Besondere sah, es fokussierte und den Moment festhielt. Seine Augen suchten nach dem Besonderen, dem Schönen und blendeten die Makel aus. Das Gesamtbild war ihm wichtig.

Ich schaue in den Spiegel und sehe immer noch die Falten, das abstehende Haar, das Muttermal und die Nase. Doch ein kleines bisschen sickert es durch. Der Blick des Fotografen.


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